MAXIMIERUNG MENSCH

Seit etwa 1995 formiert sich in der deutschsprachigen Theaterlandschaft, unterstützt von Festivals und Wettbewerben, eine junge Generation von Dramatikern und Dramatikerinnen, die zunehmend auch international wahrgenommen wird. Die jungen Autorinnen und Autoren entdecken „neue“ sozial-politische Themen für die Bühne, Themen wie Arbeitslosigkeit, Börse, Globalisierung, Rassismus und Migration. Insbesondere der ökonomische Diskurs scheint dabei zum Leitparadigma für Selbstdefinitionen und Vergesellschaftungsformen, für Distinktionen, Lebensstile sowie Grenzziehungen und ihre Überschreitungen zu avancieren. Propagiert wird eine Repolitisierung des Theaters im Namen eines „neuen Realismus“, der eine „Nabelschnur zur Wirklichkeit“ zu legen versucht (Thomas Ostermeier, Schaubühne Berlin) und in formaler Hinsicht zum sozialen Drama tendiert bzw. für eine Rückkehr des Erzählens auf dem Theater sorgt. Zugleich allerdings experimentieren selbst Stadttheater zunehmend mit postdramatischen Formen, mit Performances und Doku-Stücken wie sie prototypisch die Gruppe Rimini Protokoll entwirft (indem sie die „Maximierung des Menschen“ historisch vertieft und medial ausdifferenziert). Vielfach werden Formen des so genannten postdramatischen Theaters (Hans-Thies Lehmann) aufgegriffen, die die klassischen Einheiten (Raum, Zeit, Handlung) sowie konventionelle Strukturelemente des Dramas wie Fabel, Figur und Dialog verabschieden.

Die wissenschaftliche Konferenz, die zentraler Bestandteil des Trierer Theaterfestivals 2008 ist, möchte sich vor allem auf diejenigen Theatertexte und Projekte konzentrieren, die sich der globalen Expansion von Wirtschaftsprozessen samt ihrer sozialen Konsequenzen widmen, das heißt der Flexibilisierung des Menschen (im Sinne von Patchwork-Biographien), seiner Inszenierung als Unternehmer (selbst in der Freizeit), als Ich-Betrieb etc. Zum Thema werden zudem die zahlreichen biopolitischen „Maximierungen“ (durch Gentechnik, den virulenten Gesundheitsdiskurs, die angestrengte Arbeit am Körper etc.). Im Fokus stehen neben Theatertexten, die in formaler Hinsicht nicht der sozialen Dramatik neuer Couleur zugerechnet werden können, Performances und Happenings sowie postdramatische Theaterexperimente.

„In Zusammenarbeit der Universität, der Fachhochschule sowie des Theaters entstand ein Projekt, das nicht elitär, sondern publikumsnah ein breites Spektrum der zeitgenössischen deutschsprachigen Dramatik präsentieren soll. Unterstützt wird das Festival vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur.“

Rathaus Zeitung Trier

Die Konferenz bemüht sich, indem sie Theaterpraktiker (Intendanten und Dramaturgen, Video- und Soundkünstler), Theaterwissenschaftler und Literaturwissenschaftler einlädt, auch um das Gespräch zwischen diesen arbeitsteiligen Bereichen. Im Kontext von „Maximierung Mensch“ inszenierte bühne1 zu den Festivals des Theater Trier in den folgenden Jahren u.a. Republik Vineta (2009), Auf der Greifswalder Straße (2010) und Der Mann in der Badewanne (2013).

TERMINE


27. bis 31. Mai 2008
17. bis 23. Juni 2013

PRESSE


Theaterkompass.de
Volksfreund.de
16vor.de